Nach der französischen Revolution wurde auch im annektierten Rheinland die revolutionäre Festkultur in den Jahren 1798–1799 eingeführt, was zu einer Serie von 24 Festen in noch nicht einmal zwei Jahren führte, die mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten auf die politischen und gesellschaftlichen Strukturen der Bevölkerung einwirken sollten. Die Feste waren nicht nur auf die Hauptstadt Paris und die jeweiligen Departementshauptstädte beschränkt, sondern sie wurden auch in allen Kantonshauptorten gefeiert, so auch in Wadern und seinen Nachbarkantonen. Diese breite geographische Streuung, verbunden mit einer starken Reglementierung der Feste erlaubt es, die unterschiedliche Rezeption der Feste vor Ort als ein Raster der politischen Haltung der Bevölkerung zu der französischen Annexion zu lesen. Das Spektrum reicht von engagierter Aufnahme über geschäftsmäßige Abwicklung bis hin zu Verweigerung und Protest.
Hans Wolfgang Stein ist pensionierter Archivdirektor am Landeshauptarchiv in Koblenz und Autor des kürzlich erschienenen Buches „Revolutionskultur ohne Revolution. Die französischen Nationalfeste im Saardepartement“.