Ausstellungseröffnung "Linoldrucke - Die Welt des O.W. Himmel"

O. W. Himmel rettet die Welt: Entweder im Linoldruck-Selbstbildnis, in dem er im Superman-Kostüm seiner Mission und großen Taten entgegenblickt oder seiner tiefen Überzeugung folgend, wenn er seine druckgrafische und plastische Kunst ausschließlich im Recycling-Prinzip fertigt. Er verwendet allein Material, das – wenn er es nicht in Kunst verwandelte– auf den anschwellenden Abfallbergen unserer Zivilisation landen würde. Für sein druckgrafisches Werk verwendet er Farben, die als Restposten industriell nicht mehr verwendbar sind. Das gleiche gilt für die Werkstoffe Karton, Schallplatten, Bananenkartons, Linoleum und Papier - Materialspenden sind immer willkommen.

Die Merziger Ausstellung bietet einen konzentrierten Blick auf konsequentes druckgrafisches Schaffen. Neue Serien wie sein Making of “Im Reich des schwarzen Goldes“ und die Kaffeesacklabels werden neben neuen Motiven aus den bekannten Folgen zu Bananen-, Schallplattenlabels gezeigt. Auch die junge Serie “Farbdosen” ist mit dabei. Hier wendet der Künstler eine Art materielle Selbstverzehrung an, indem er Bilder von Farbdosen genau in der Farbe druckt, die sich in der dargestellten Dose befunden hatte.

Himmel bezeichnet sich selbst als “Archivar der grafischen und typografischen Alltagskultur”. Dahinter steckt die Begeisterung für weitgehend anonyme Kunst, die in Form von Labels unsere Warenwelt, etwa auf Bananenkartons, kennzeichnet. Ebenso wie in Himmels zigfachen Vergrößerungen von Schallplattenlabels, zeigt sich doch erst in der schöpferischen Umformung, wieviel künstlerische Reflexion und Raffinesse sie enthalten. Himmel macht sich dieser Gestaltungen, die massenhaft industriell gedruckt und oft nur unterbewusst oder beiläufig wahrgenommen werden, habhaft. Und zwar indem er sie aus der anonymen Produktion in geschickter Handarbeit, mit Stichel und Schnitzmesser zurückholt in die personale künstlerische Kompetenz. Was nur für eine kürzeste Geltungsdauer erdacht wurde, würdigt Himmel. Er schenkt den Labels Beachtung und schlägt sie für die Ewigkeit vor. Sogar die Geschichte der gelabelten Betriebe recherchiert er und wenn man beim ersten Bananenlabel der Serie “Chiquita” irgendwie an Velvet Underground, die Factory und Andy Warhol denkt, kommt das nicht von ungefähr. Bananen und Musik gehören irgendwie zusammen...

Die Ausstellung ist donnerstags, freitags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Zudem wird ein breit gefächertes Angebot an Veranstaltungen angeboten.

Bilder:

1_Abbildung: Ich muss die Welt retten, Linoldruck Grafik, 300 g Karton, 2015, Auflage: 4, 220 x 100 cm

2_Abbildung: Die Welt muss mich retten, Linoldruck Grafik, 300 g Karton, 2012, Auflage: 8, 150 x 100 cm

3_Abbildung: O.W. Himmel bei der Arbeit, 2020

4_Abbildung: Kony Ecuadorian Bananas, Linoldruck Grafik, Offset Druckfarben

auf 250 g Papier, 2017, Auflage: 25, 70 x 50 cm

5_Abbildung: A&M Records, Linoldruck Grafik, Offset Druckfarben auf 200 g Papier, 2007, Auflage: 33, 40 x 40 cm

Fotos und Repros: RICH SERRA – rich-serra.de.